Maja Göpel
Ullstein, 2022
19,99 EUR
ISBN: 978-3-550-20161-5
308 Seiten
Maja Göpel widmet sich in ihrem Buch der Frage, wie wir optimistisch in eine bessere Zukunft blicken können. Und hat eine einfache Antwort darauf: Wir müssen anfangen, sie zu gestalten.
Unsere Art zu leben, zu konsumieren und zu wirtschaften belastet unsere Ökosysteme enorm. Die wissenschaftlichen theoretischen Szenarien, machen nicht unbedingt Mut. Dennoch können (soziale) Systeme schnell reagieren, wenn es wirklich darauf ankommt. Bei einer drohenden Gefahr hat die Menschheit immer wieder Kreativität, Mut und Entschlossenheit bewiesen. Dies zeigt die Autorin an vielen verschiedenen positiven Beispielen.
"Was treibt uns an? Worum geht es hier eigentlich?"
Es geht nicht darum, ob Veränderungen in unserer Gesellschaft stattfinden, sondern wie wir sie gestalten oder ob wir sie nur geschehen lassen. Wir können bei Systemveränderungen Richtungen vorgeben und Übergänge beeinflussen:
In welchem Szenario wollen wir leben? In einem Kollaps, ausgelöst vom Klimawandel, in einer Welt geprägt von Massenarbeitslosigkeit aufgrund des technischen Fortschritts, in einer Umwelt auf der wir uns auf den Klimawandel einstellen und wir auf einige Annehmlichkeiten verzichten müssen oder in einer vollautomatisierten KI-Luxus-Welt.
Den Begriff Kipp-Punkt kennen wir alle aus den Klimadebatten. Kipp-Punkte finden wir allerdings in allen komplexen Systemen wieder. Es geht um die Tatsache, dass Systeme an einem bestimmten Punkt sprunghaft und unwiderruflich in einen anderen Zustand übergehen. Das muss weder gut noch schlecht sein und wir können Kipp-Punkte für unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben nutzen:
Individuelles Verhalten kann durch bestimmte Dynamiken Kipp-Punkte erzeugen, an denen die kollektive Entwicklung umschlägt und sich ändert.
Weiterhin greift die Autorin den Vermögensbegriff, das Bruttoinlandsprodukt, auf und schlägt vor, diese neu zu definieren. Bislang wird das gesellschaftliche Wohlbefinden im BIP nicht berücksichtig.
Göpel zeigt auf, wie Wirtschaftsgüter, Innovation und Vermögen ver- und geteilt werden könnten um ein besseres Leben für alle zu gewährleisten. Auf der anderen Seite zeigt sie genauso auf, warum das eben nicht passiert und bis zu welchen Punkten wir als Gesellschaft solidarisch sind.
Nur wir Menschen sind dazu in der Lage die Köpfe zusammen zu stecken und gemeinsam zu handeln und dazuzulernen. Wir können Informationen nicht nur genetisch sondern auch kulturell weitergeben.
Wir sind also reif für einen Wandel. Aber kein Wandel kommt aus dem Nichts. Niemand kann isoliert handeln, von dem was davor war oder was andere tun. Das gibt uns die Autorin als Antwort mit, wenn es wieder heißt wir sind zu klein oder alleine können wir eh nichts ausrichten. Es kann keinen Kipp-Punkt geben, ohne das ein Individuum anfängt zu handeln.
Ich habe ihr Buch gerne gelesen, fand jedoch die einzelnen Thematiken, Berichte und Geschichten auf nur knapp 308 Seiten etwas viel. Die Botschaft und Aussage ist klar, der Weg dahin für mich persönlich aber nicht ganz rund. Ich hätte mir zu einigen Punkten mehr Inhalt und Struktur gewünscht und hätte dafür die ein oder andere Seite mehr akzeptiert. Auch kamen mir Handlungen und Richtungen im politischen Bereich etwas zu kurz. Aber natürlich trotz der Kritik ein sehr intelligentes und lesenswertes Buch.
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