Ulrike Ulrich
Berlin Verlag, 2020
22,00 EUR
ISBN: 978-3-8270-1408-5
269 Seiten
“(...) dann dürften wir nie feiern, dann könnten wir doch sowieso nicht feiern, nie. Wir feiern doch ständig neben dem Unglück der anderen.”
“Während wir feiern” ist eine Momentaufnahme in Europa: Alexa bereitet ihre jährliche Geburtstagsparty vor, die mit dem Schweizer Nationalfeiertag zusammenfällt. Jedes Jahr kommen daher enge und nicht ganz so enge Freunde bei ihr auf der Dachterrasse zusammen, um zu essen, zu trinken, zu feiern und das Feuerwerk zu bewundern.
Alexa lebt bereits seit einigen Jahren in der Schweiz, wartet aber leider noch immer auf ihren Einbürgerungsentscheid. Auch dies ist Thema auf der Party. Während sie mit ihren Gästen über die Vor- und Nachteile debattiert, ist Kamal auf der Flucht vor der Polizei. Er ist Flüchtling aus Tunesien und ihm droht die Abschiebung in sein Heimatland, wenn er nicht umgehend die Schweiz verlässt.
Die Verbindung zwischen den beiden ist Zoltan. Alexas bester Freund und Kamals Deutschlehrer. Während Alexas Vorbereitungen am Morgen für die Party starten, bittet Kamal Zoltan um Hilfe und sucht Zuflucht bei ihm. Zoltan schickt ihn weg und hinterfragt kurze Zeit später, ob seine Gründe ein “Nein” wirklich rechtfertigen. Während Alexa und ihre Freunde feiern, kämpft Kamal gegen sein Schicksal und um sein Leben.
“Während wir Feiern” spielt an einem einzigen Tag. Wir haben verschiedene Erzählstimmen, die uns helfen, den Tag aus verschiedenen Perspektiven zusammen zu setzen.
Für einen Roman ein sehr kleines Setting und doch schafft es Ulrike Ulrich in diesem Rahmen die Widersprüche und Probleme unserer Gesellschaft im Kapitalismus gegen die existenziellen Ängste von Flüchtlingen und Verfolgten in einem fließenden Wechsel der Ereignisse bitter und gleichzeitig nachsichtig darzustellen.
“Es gibt noch genug, auf das sie sich freuen kann. Es gibt noch genug Leben. Wahrscheinlich.”
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