von Shelley Read, übersetzt aus dem Englischen von Wibke Kuhn, erschienen 2023 im C.Bertelsmann Verlag auf 366 Seiten. Erhältlich für 24,00 EUR
ISBN: 978-3-570-10513-9/Anzeige
1940, Iola, Colorado. Die 17-jährige Victoria lebt mit ihrem Bruder, ihrem Onkel und ihrem Vater auf einer Pfirsichfarm. Als sie auf Wil trifft und sich verliebt, ahnt sie noch nicht die Konsequenzen dieser Liebe. Wil, ein indigener junger Mann, trifft auf Hass in dem kleinen Ort und wird dort nicht geduldet. Als Victoria kurz darauf Wil verliert und feststellt, dass sie schwanger ist, sieht sie sich gezwungen die Farm ihrer Familien zu verlassen.
Nachdem Victoria ihren Sohn geboren hat und sich der harten Realität in der Wildnis stellen muss, trifft sie eine folgenschwere Entscheidung. Sie überlässt ihren Sohn einer anderen Familie. Obwohl sie nicht ahnen kann, ob diese ihn wirklich aufnehmen werden.
Wir begleiten Victoria die nächsten Jahrzehnte. Sie führt die Farm ihres Vaters weiter und zieht, als es keine ander Möglichkeit mehr gibt, mit ihren Pfirsichbäumen auf eine neue Farm in Paonia um. Sie beginnt hier einen Neuanfang, besinnt sich auf den Alltag und ihre Bäume, aber die Vergangenheit lässt sie nicht los.
"Die Landschaften unserer Jugend erschaffen uns, und wir tragen sie in uns. Alles, was sie uns gegeben und genommen haben, ist in der Person eingeschrieben, zu der wir herangewachsen sind."
So kommt sie jedes Jahr zurück zu der Lichtung, auf der sie ihren Sohn in die Obhut einer fremden Familie gegeben hat. Stein um Stein, für jedes Lebensjahr, lässt sie hier zurück. Bis eines Tages ein Bündel Briefe in diesem Steinkreis auf Victoria wartet und sie auf eine Spur zu ihrem Sohn hofft.
"So weit der Fluss uns trägt" ist ein emotionales Buch über das Leben einer Frau, die viele Schicksalsschläge ertragen musste und gemeistert hat. Die Naturbeschreibungen geben der Geschichte eine besondere Atmosphäre und die Auflösung am Ende wurde von der Autorin sehr emphatisch geschrieben.
Leider war mir der Ton des Buches jedoch zu pathetisch und zu gewollt. Auch gab es nicht wirklich Spannungs- oder Überraschungsmomente. Viel konnte man ahnen oder es wurde vorher bereits angedeutet.
Es wirkte fas so, als wäre für die Jahrzehnte und Geschehnisse, die beschrieben wurden, auf den 360 Seiten nicht genug Platz gewesen. Viel war komprimiert, anderes zu lang auserzählt und ich konnte nicht wirklich eine Verbindung zur Geschichte oder zu Victoria aufbauen. Mit anderen Worten, mich hat die Geschichte leider nicht richtig berühren können. Victoria wurde für mich nicht greifbar. Auch wurden zu viele Themen versucht in diesem Roman unterzubringen. Die Zerstörung ihres Zuhauses durch den Gunnnison River, die angekündigt wird, bleibt dafür eher ein Nebenschauplatz. Und nicht zu Letzt haben mich die Bezeichnungen für Wil gestört, heutzutage kann man eine sensiblere Sprache finden.
Der Roman wurde verglichen mit "Der Gesang der Flusskrebse". Dieses Buch habe ich sehr geliebt. Für mich persönlich ist Flusskrebse mit "So weit der Fluss uns trägt" nicht in einer Kategorie zu nennen. In beiden Romanen geht es um das Leben in und mit der Natur und einer jungen Frau mit zerrüttenden Familienverhältnissen, aber da hört es dann auch schon auf.
Es ist kein schlechtes Buch, ein schöner Roman, den man durchaus lesen kann, mich persönlich hat er aber leider nicht richtig überzeugen können.
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