von Maggie O'Farrell übersetzt aus dem Englischen von Thomas Bodmer
In "Porträt einer Ehe" thematisiert O'Farrell das Leben von Lucrezia di Cosimo de' Medici. Lucrezia ist das fünfte Kind von Cosimo I., Großherzog der Toskana. Sie wurde mit 13 Jahren mit Alfonso II. d'Este verheiratet. Diese Ehe hielt knapp drei Jahre und endete mit dem Tod von Lucrezia. O'Farrel hat für die Fiktion einige Daten & Abläufe geändert, die sie am Ende des Buches kurz erläutert.
Wir sind im Florenz des Jahres 1557. Lucrezia wird als eigensinniges, störrisches Kind beschrieben, das nirgends so richtig reinpasst und eher stört. Als sie verheiratet wird, scheint sich das Blatt zu ihren Gunsten zu drehen. Sie entkommt dem Haus und der Missgunst ihrer Eltern und kann als Herzogin in Ferrara neue Freiheiten genießen.
Diese Freiheiten bedeuten aber auch eine Forderung von Alfonso. Er erwartet einen Sohn von ihr um seine Macht zu sichern. Und seine Geduld ist begrenzt.
Die Liebe zur Kunst, die Lucrezia als kleines Kind entwickelt und sich durch den kompletten Roman zieht, hat mir sehr gefallen. Sie hat Lucrezia sehr emphatisch werden lassen. Auch hat sie dem Roman einen eigenen Stil verpasst. Die Geschichte selbst ist aufwendig erzählt, historisch recherchiert und wirft uns mitten in eine mittelalterliche patriarchale Machtstruktur, in der Lucrezia versucht sich selbst treu zu bleiben und nach ihren Möglichkeiten zu handeln. Leider war mir das Buch einfach an zu vielen Stellen zu lang und zu auserzählt. Das Meiste war daher absehbar, Spannungen oder Überraschungsmomente hatte ich eigentlich nicht.
Das Ende war lyrisch wunderschön erzählt. Und Lucrezia eine beeindruckende Figur. Aber knapp 458 Seiten hätte ich für diesen Roman nicht gebraucht. Mir war die Erzählung zu langsam und Schilderungen von Handlungen, Ereignissen, Landschaften & Co. einfach zu ausschweifend und detailliert. Da wäre an einigen Stellen weniger mehr gewesen.
"Porträt einer Ehe" wurde 2022 im Piper Verlag übersetzt. Das Original erschien ebenfalls 2022 unter dem Titel "The Marriage Portrait". O'Farrell war bereits 2020 Gewinnerin des Women's Prize For Fiction mit dem Titel "Hamnet".
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