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Platz der Befreiung

von Andreij Blatnik, übersetzt aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof, erschienen 2023 im Folio Verlag auf 240 Seiten. Erhältlich für 25,00 EUR

ISBN: 978-3-85256-879-9/Anzeige


Slowenien, Juni 1988. Unser namenlose Protagonist nimmt an der großen Kundgebung auf dem Kongressplatz von Ljubljana teil. In dem Gedränge tritt er einen jungen Frau versehentlich auf die Füße. Oder viel mehr auf ihre blauen Schuhe. Die beiden kommen ins Gespräch. Sie reden viel und mindestens genauso viel bleibt unausgesprochen. Es bahnt sich eine Liebesgeschichte an, aber eine richtige Beziehung entsteht nicht. Dafür aber eine Verbindung & Anziehung, die jahrelang hält. Bis zur Unabhängigkeit Sloweniens und darüberhinaus.





Die beiden kommen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen. Ihr Eltern haben Geld. Das stellt er schnell fest. 1988 leben beide noch zu Hause. Mit den Jahren verlassen ihre Eltern Slowenien, seine Eltern sterben nacheinander. Ihre Begegnungen bleiben zufällig und unbeständig. Und trotzdem finden sie immer wieder zueinander, sind sich nah und können die Zeiten überbrücken. Bei ihren Treffen ist es fast so, als hätten sie sich erst gestern gesehen. Und trotzdem bleibt auch eine unbestimmte Distanz zwischen ihnen bestehen.


Unser Held redet oft mich sich selbst, lässt uns an seinen Gedanken teilhaben und auch an den Gedanken, die er mit seinen Mitmenschen austauscht. Im Text können wir in kursiver Schrift alles nachverfolgen. Auch was er noch sagen würde, wäre er ehrlich, würde er immer sagen, was er denkt.


Wir erleben die Resignation seiner Eltern, insbesondere seines Vaters zu Lebzeiten. Er versucht seinen Sohn auf die neue Zeit vorzubereiten, die nun nach dem Sozialismus in Jugoslawien kommen wird. Aber unser Held kommt nicht ins Handeln. Es wird viel philosophiert, aber es folgen keine Taten. Die Tage, Wochen, Monate und Jahre ziehen vorbei und er lässt das Leben geschehen.


"Du musst jetzt hier sein, du darfst nichts verpassen, sonst verpasst du alles."


Während unsere Handlungen, in der wir in der "Platz der Befreiung" stecken, nicht richtig vorankommen, lässt Blatnik die großen und kleinen Ereignisse der Weltgeschichte an unserem Paar vorbei ziehen. Sie tangieren sie mal mehr mal weniger, aber sie helfen uns einzuordnen, wo in der Geschichte wir uns befinden. Während unser slowenischer Held irgendwie weiter unbeholfen in seiner Zeit bleibt. Schon fast ratlos. Und die Geschichte ihn voran treibt.


"Platz der Befreiung" war für mich herausfordernd zu lesen. Eine Zeit in der ich gerade geboren wurde. Die politischen Geschehnisse dieser Zeit habe ich nicht mitbekommen. Der Autor bleibt sehr abstrakt mit seiner Geschichte. Eine Handlung finden wir nicht vor. Für mich hat sich der Protagonist sehr passiv gelesen. Er lebt in dieser Zeit, ist jung, scheint aber die Geschehnisse und Konsequenzen nicht richtig einordnen zu können. Sie lockt ihn mit ihren Gedanken aus sich heraus. Gibt ihm Grund zu hinterfragen. Aber am Ende stehen Jahre, die vorbei gezogen sind. Unentschlossenheit unseres Helden, seinen Platz in dieser Befreiung und die Unabhängigkeit Sloweniens.


Ich habe das Buch gerne gelesen. Alle Ereignisse, Orte und Hinweise konnte ich nicht direkt zuordnen und einige sind mir wahrscheinlich auch entgangen. Trotzdem habe ich viel aus diesem Buch mitgenommen. Auch die Nachwörter von Mitja Velikonja und Jagna Pogacnik haben mir geholfen den Roman und einige Stellen einzuordnen. Das Buch lässt uns als LeserInnen auf eine besondere Art und Weise Slowenien kennenlernen. Und gibt uns ein Gefühl für den Umschwung der Zeit in den späten 1980er Jahren.







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