von Beatrice Frasl
📒Beatrice Frasl möchte mit diesem Buch eine Debatte in unserer Gesellschaft über psychische Erkrankungen und Gesundheit anstoßen. Die Idee ist, an Lebensbedingungen im sozioökonomischen, politischen und gesellschaftlichen anzusetzen, diese zu durchdenken und zu verändern um die Entstehung von Krankheiten von vorne rein zu verhindern.
🟠Das Buch startet mit ihrer persönlichen Geschichte und Erfahrung. Die LeserInenn erhalten eine Einordnung zu der Definition von psychischen Krankheiten, die Herausforderungen auf der Suche nach Hilfe und welche Rolle unsere Gesellschaft in der Entstehung von Krankheiten spielt.
👥 Unsere Lebensrealitäten im Patriarchat sind über verschiedenste Bereiche so aufgestellt, dass sie bewusst oder unbewusst, Krankheiten wie Depressionen systematisch begünstigen. Dazu gehören u.a. Faktoren wie Zeit(mangel), Geld(mangel), Armut, Arbeit, Sicherheit und Raum.
🩺Das Buch gibt außerdem einen ausführlichen Einblick in die Historie von psychischen Diagnosen, insbesondere der Hysterie. Wie Frauen bereits 2000 vor Christus völlig falsch und willkürlich diagnostiziert und behandelt wurden. Die Rollen, die für die Frauen immer weiter innerhalb der Krankheitsbilder entwickelt wurden und teilweise heute noch Bestand haben.
Und wie auf Grundlage damaliger Wissenschaften Krankheiten bis in die Gegenwart eingeschätzt und behandelt wurden.
🛏️In der historischen Folge finden bis heute Falsch-, Zu-Spät, oder Nichtbehandlungen statt. Mit schwerwiegenden Konsequenzen, denn das Krankheitsbild einer Gesellschaft betrifft uns alle.
💊 Frasl argumentiert zwischen Problemen mit psychiatrischer Medizin und dem fehlenden Zugang zu ihr für zu viele Menschen. Sie stellt die Frage nach der diagnostizierten Depression als chemisches Ungleichgewicht im Gehirn und nach den Lebensbedingungen, die zu diesem Ungleichgewicht geführt haben.
❗️Das Buch ist an keiner Stelle ein Ratgeber für Erkrankte oder Betroffene. Es versucht nur aufzuklären, ein Bewusstsein zu schaffen, sich selbst mit seiner/ihrer Krankheit auseinanderzusetzen und die Symsteme in unserer Gesellschaft zu verstehen, die wir ändern müssen um nicht mehr an ihnen zu erkranken. Dazu gehören eine besser Versorgung, sozialer Ausgleich, Bildung und Information als Kompetenz im Bereich der psychischen Krankheihen und ein Paradigmenwechsel in der Behandlung.
⭐️Ich konnte ihren Ausführungen auf den knapp 380 sehr gut folgen, auch ohne große Vorkenntnisse. Das Buch holt das Thema psychische Krankheiten aus der "Tabu-Zone" und fordert eine neue Definition: "Wo beginnt nun die Depression und wo höre ich auf? Muss ich alles an mir, das nicht so ganz passt in diese Welt, als gestört klassifizieren und behandeln lassen?"
Sehr lesenswert und empfehlenswert sich mit diesem Thema auseinandersetzen.
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