Johanna Adorján
btb, 2009
8,99 EUR
ISBN: 978-3-442-73884-7
185 Seiten
“Wir haben zusammen gelebt. Wir sterben zusammen. Wir haben euch sehr geliebt.”
In “Eine exklusive Liebe” erzählt Johanna Adorján die außergewöhnliche Liebesgeschichte ihrer Großeltern Vera und István. Vera und István lebten zusammen drei Leben: Sie überlebten den Holocaust, erlebten mit, wie sich Ungarn im Kommunismus zu einem sozialisitschen Staat verwandelt und flüchteten in den 50er-Jahren, als Ungarn von der Sowjetunion besetzt wurde, nach Dänemark, um sich ein neues und letztes Leben aufzubauen.
Bis István krank wird, und Vera entscheidet nicht ohne ihn weiterzugehen. Am 13. Oktober 1991 nehmen sie sich nach fast 50 Jahren Ehe gemeinsam das Leben.
Wir begleiten Johanna Adorján auf ihre Reise, bei der sie versucht, in Gesprächen mit Freunden und Familien mehr über ihre Großeltern und deren Beweggründe herauszufinden. Und über ihre Vergangenheit: Warum auch Vera keinen Sinn in einem weiteren Leben alleine gesehen hat, was Liebe alles bedeuten kann und was ihre Großeltern in der Zeit des Holocaust erlebt haben - denn gesprochen wurde darüber nie.
Parallel beschreibt Adorján hierzu detailliert den letzten Tag im Leben ihrer Großeltern. Eine Mischung aus Alltag und den letzten Vorbereitungen, die einen abwechselnd tröstet und das Herz bricht.
Der Leser - so scheint es - lernt die Großeltern gemeinsam mit Adorján besser kennen. Und nicht zuletzt ist es auch eine Suche von Adorján nach ihrer eigenen Vergangenheit und Identität. Der Versuch, den Teil, der ihr immer in ihr selbst fehlte, zu finden. Ein sehr privates Buch und ein Stück Lebensgeschichte.
Das Thema ist so aktuell wie nie: Am 26. Februar diesen Jahres gab es ein wegweisendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das es jedem auch in Deutschland möglich macht, selbstbestimmt zu sterben. Auch wenn es schwerfallen mag, die Entscheidung von Vera nachzuvollziehen, so ist es doch unser Recht, frei über unseren Lebensentwurf und unser Sterben zu entscheiden.
Ferdinand von Schirach hat diese gesellschaftliche Debatte in seinem neuen Theaterstück “Gott” verarbeitet, das im April diesen Jahres erschienen ist. “Wem gehört unser Leben und wer entscheidet über unseren Tod?” Dieses Buch möchte ich euch gerne in der kommenden Woche vorstellen, da ich finde, dass es ein sehr wichtiges Thema ist, das breit in der Gesellschaft diskutiert werden sollte - mit allen Argumenten.
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