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Die Farbe von Milch

Aktualisiert: 2. Juni 2023

Von Nell Leyshon übersetzt von Wiebke Kuhn


"Mein Name ist Mary. Mein Haar hat die Farbe von Milch. Und dies ist meine Geschichte."


1830 in England. Mary wächst auf einem Bauernhof mit ihren drei Schwestern auf. Ihr Alltag ist geprägt von harter Arbeit und häuslicher Gewalt durch den Vater. Als sie zum Pfarrer geschickt wird, um dort als Haushaltshilfe zu arbeiten und sich um seine kranke Frau zu kümmern, ist der erste Gedanken, dass es Mary nun besser ergehen wird. Mary vermisst jedoch ihre Schwestern und den Großvater und möchte zurück. Ihre innere Ablehnung wird den LeserInnen schnell bestätigt. Als der Pfarrer anfängt ihr Lesen & Schreiben beizubringen, bleibt Mary bis sie alles gelernt hat, was sie in ihren Augen braucht und nimmt ihren einzig möglichen Ausweg.


"Und so lebten wir von diesem Tag an. In diesen Wochen lernte ich noch mehr Buchstaben, bis ich alle sechsundzwanzig kannte."


📣Ab hier Spoiler📣

Das Buch wird von Mary selbst geschrieben. Sie spricht uns als LeserIn direkt an. Für wen sie das Buch schreibt und wer genau adressiert wird, erfahren wir nicht. Es ist eine Art Abschiedsbrief und Bericht über die Geschehnisse zwischen 1830 und 1831. Mary wird mit ihrem ungeborenen Baby hingerichtet werden, hat jedoch die Macht ihre Geschichte zu dokumentieren und die Handlungen des Täters aufzuschreiben.


"Und nun werde ich den allerletzten Satz zu Ende schreiben. Und dann werde ich frei sein."


Mary ist 14 Jahre alt. Entsprechend ist auch das Buch sehr einfach geschrieben. Es finden sich viele einfache und kurze Sätze sowie Wiederholungen. Diese kindliche Sprache und die reduzierte Erzählweise stehen dadurch im krassen Gegensatz zu den Geschehnissen.


Ein Buch, das schwer zu empfehlen ist, aber seine Berechtigung hat. Mary ist eine außergewöhnliche Protagonistin, die mit ihrer Art die LeserInnen für sich vereinnahmt. Sie erträgt ihr Schicksal für ein Jahr. Gleichmut könnte man unterstellen, da ihre Schilderungen objektiv, fast neutral wirken. Aber dieser Stil macht es nur noch belastender. Stilistisch würde ich es daher fast Richtung Märchen oder historischer Erzählung einordnen, es hat keine moderne Erzählstimme.


Das Buch haben wir im März bei MdL gelesen. Ich habe dieses Mal das Hörbuch gehört, dass ich an vielen Stellen erdrückend fand. Einige Schilderung kommen unerwartet und ich würde hier eher das Buch als das Hörbuch empfehlen wollen - obwohl Laura Maire die düstere Stimmung sehr gut eingefangen hat.


Ich freue mich auf die Besprechung am Donnerstag!



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