von Francisco Haghenbeck, übersetzt aus dem Spanischen von Maria Hoffmann-Dartevelle, erschienen 2020 im Insel Verlag auf 278 Seiten. Erhältlich für 12,95 EUR
ISBN: 978-3-458-68116-8/Anzeige
Das Wunderkrautbuch gehörte zu Firda Kahlos persönlichen Gegenständen. In diesem kleinen schwarzen Notizbuch sammelte sie Rezepte, die sie für die Zubereitung von Opferspeisen für den Totenaltar, den sie jedes Jahr am Totentag errichtete, sammelte. Dieses Büchlein sollte eigentlich einen besonderen Platz im Museum bekommen. Am Tag der Ausstellungseröffnung verschwand das Buch jedoch und bleibt bis heute verschwunden. In "Das geheime Buch der Frida Kahlo" hat Haghenbeck die Lebensgeschichte von Frida Kahlo nun um das Wunderkrautbuch herum gesponnen. So endet jedes Kapitel mit Kochrezepten & Notizen von Frida Kahlo, während wir vorher über ihr Leben lesen.
Haghenbeck berichtet über das Leben und Schaffen einer der bekanntesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Eine Mischung aus Biografie und fiktionalen Einschüben machen das Buch sehr lesenswert. Frida Kahlo spricht nach ihrem schweren Unfall immer wieder mit ihrer Gevatterin, dem Tod, und befindet sich von Zeit zu Zeit in der Zwischenwelt. Sie handelt einen zweiten Tod für sich heraus und verspricht dafür den Todestag jedes Jahr mit ihrem Altar zu feiern.
So geht es in diesem Buch nicht nur um ihre Entwicklung und Erfolge im künstlerischen Bereich sondern auch um ihre persönlichen Kämpfe, Triumphe und innersten Gedanken.
"Wir tun alle so, als lebten wir, aber vergiss nicht, das Leben ist nur der Übergang von der Geburt zum Tod."
Das Buch beginnt mit ihrem sogenannten zweiten Tod. Bevor es um ihre schwierige Kindheit und ihr Aufwachsen geht. Wir erfahren von ihrem schicksalhaften Unfall, ihrem ersten Tod, und über ihre schmerzhafte körperliche Gesundheit ab diesem Tag. Bis hin zu ihren turbulenten Beziehungen, ihre Ehe mit Diego Rivera und ihre politischen Überzeugungen. Am Ende der Geschichte stehen wir wieder am Anfang.
Die Art und Weise, wie der Autor die Verbindung zwischen Kahlos persönlichen Erfahrungen und ihren künstlerischen Werken herstellt und dazu auch immer wieder fiktionale Elemente einfließen lässt, machen das Buch mystisch und geheimnisvoll. Die Interpretation der ikonischen Gemälde von Kahlo im Kontext ihres Lebens verleiht diesen Kunstwerken eine neue Tiefe und Bedeutung. So spricht Kahlo immer wieder mit ihrer Gevatterin und steht im Austausch mit der Zwischenwelt. Sie sieht und spricht mit Menschen, die bereits verstorben sind, aber dennoch auf ihren Werken auftauchen.
Die LeserInnen werden ermutigt, über Kahlos Kunst nachzudenken, was zu einem tieferen Verständnis und einer neuen Verbindung zu ihren Werken führt.
"Für manche ist das Leben nur ein Hauch, für andere sind es viele Romane. Jeder erzählt seine eigene Geschichte, ganz gleich wie lang oder kurz sie ist. (...). Nicht eine Minuten mehr nicht eine Minute weniger."
Kahlos Erfahrungen und Erlebnisse im Buch wirken übernatürlich, aber gerade das macht das Buch so lesenswert. Es zeigt die Stärke und ungebrochene Lebenslust Frida Kahlos, die häufig auch verzweifelt aber immer das positive am Leben & der Kunst gesehen hat. Kreativität und Gefühlschaos haben Frida Kahlo von jungen Jahren an begleitet, nachdem sie ihren Unfall überlebt hat und sich ihre geliehen Tage nicht mehr hat nehmen lassen.
"Ich male weder Träume noch Alpträume. Ich male meine eigenen Wirklichkeit."
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