Jackie Thomae
btb, 2020
12,00 EUR
ISBN: 978-3-446264151
512 Seiten
“Er sehnte sich eher nach einem Zustand als nach einem Menschen, den er nicht kannte.”
Zwei Brüder, Mick und Gabriel, beide in den 1970er-Jahren in der DDR geboren. Sie haben verschiedene Mütter, den gleichen Vater. Ihren Vater kennen sie nicht und auch von ihrer gegenseitigen Existenz wissen sie nichts.
Mick, dem es nach dem Mauerfall in den Westen verschlägt, lebt ein ausuferndes, schnelllebiges Leben. Bis es an einem Abend endgültig eskaliert.
Gabriel studiert Architektur, verlässt Deutschland und baut sich in London sein Leben nach seinen Vorstellungen auf. Karriere, Frau, Haus, Kind. Doch auch hier bröckelt die Fassade.
Auch wenn ihre Leben unterschiedlicher nicht sein könnten, gibt es die eine große Parallele: Die Frage nach Identität und Herkunft. Jackie Thomae lässt uns mit vielen gesellschaftspolitischen Fragen zurück. Es geht um strukturellen Rassismus, verschiedenen Eltern-Kind-Beziehungen, der Zusammenhalt in einer Familie und die Frage, wie uns unsere Herkunft formt, ob wir wollen oder nicht.
“(...) weil Kinder die Welt akzeptieren, die ihre Eltern ihnen vorsetzen.”
Thomae präsentiert uns einen spannenden und kritischen Roman mit viel intelligentem Witz! An dessen Ende wir die Charakter gar nicht mehr verlassen wollen.
Das Buch stand 2019 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Leider hatte ich den Titel kurz danach wieder aus den Augen verloren und bin erst vor einigen Wochen von der Rezension von erlesenses wieder darauf aufmerksam geworden. Auch von mir eine klare Leseempfehlung!
“Schön wär’s, wenn man die Wahrheiten anderer inhalieren und zu seinen eigenen mach könnte.”
コメント