Chimamanda Ngozi Adichie
4th Estate, 2017, 4. Auflage
8,33 EUR
ISBN: 978-0-00-735634-8
477 Seiten
Über die Geschichte
"Ifemelu und Obinze sind jung und ineinander verliebt als sie Nigeria verlassen um ihr Glück auf einem anderen Kontinent zu suchen." Ifemelu zieht zu ihrer Tante nach Amerika mit der Aussicht auf bessere Chancen in der Ausbildung und im Studium.
Ihre Geschichte in Amerika wird begleitet von erschütternden Ereignissen und den ganz großen Gefühlen, die vieles ändern.
Obinze geht nach London und gibt fast alles auf. Er ist bereit, Wege zu gehen, an die er im Traum nicht gedacht hat. Nach seiner Abschiebung startet er in Nigeria neu, heiratet und gründet eine Familie. Doch ein Teil von ihm kann Ifemelu nicht loslassen.
Nach 15 Jahren treffen sich die beiden in Nigeria wieder. Beide geprägt durch ihre Aufenthalte im Ausland, in denen sie mit Rassismus, unterschiedlichen Kulturen sowie politischen Problemen konfrontiert waren. Und beide noch immer geprägt durch ihre gemeinsame Vergangenheit.
Meine Meinung
Americanah wurde 2013 veröffentlicht. Das Thema ist so aktuell wie nie. Ich muss gestehen, dass ich das Glück hatte, bisher nie vom Rassismus betroffen gewesen zu sein und ihn auch in meinem unmittelbaren Bekannten- und Freundeskreis nie begegnet bin. Ich bin aufgewachsen mit dem Gefühl, das wir dem Thema entwachsen sind und Rassismus kein Recht mehr hat zu existieren und somit auch nicht mehr existiert. Dass das definitiv falsch ist, habe ich gelernt. Diese Sichtweise wird denjenigen, die tagtäglich damit zu kämpfen haben, nicht gerecht. Nur weil man es nicht sieht, heißt es nicht, dass es nicht da ist. Natürlich war mir immer bewusst, dass Menschen auf der ganzen Welt mit Rassismus zu kämpfen haben. Und dass sich politische Bewegungen bilden und gebildet haben. Aber in meinem Alltag wurde ich damit nie persönlich konfrontiert.
Americanah hilft uns einen anderen Blick, einen ehrlicheren Blick auf die Probleme zu werfen, die vor uns liegen. Es ist bisher meine schwerste Rezension, da ich das Thema unglaublich wichtig finde und die Geschichte unheimlich schön, mich aber schwertue darüber zu schreiben. Was darf ich schreiben? Wie sollte ich mich ausdrücken? Gerade als jemand, der zu dem Thema nichts als seine eigene Meinung zu berichten hat.
Fazit
Americanah ist ein gesellschaftskritischer Roman, der die Themen Rassismus, Chancengleichheit, Vorurteile und kulturelle Unterschiede auf drei Kontinenten widerspiegelt. Es geht um Rassismus im Alltag, der kaum sichtbar ist. Es geht um Chancengleichheit und Freiheit - jeder sollte das Recht haben sein Glück woanders suchen zu dürfen. Es geht um das Verstehen. Verstehen von unterschiedlichen Kulturen und Bedürfnissen. Und es geht um Entfremdung und Selbstentfremdung.
Mit einem sensiblen Humor bringt Adichie diese Themen in die Geschichte von Ifemelu und Obinze ein. Ummantelt von einer tragischen und schönen Liebesgeschichte, ist Americanah ein großartiger Roman, der den Leser auf eine Achterbahn der Gefühle mitnimmt und inspiriert etwas ändern zu wollen. Lesen!
Anmerkung: Ich habe den Roman in Originalsprache gelesen, da ich finde, dass durch die Übersetzungen oft viel verloren geht. Gerade dieses Buch wollte ich mit den Worten lesen, mit denen es geschrieben wurde.
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