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Alles was wir sind

Aktualisiert: 24. Apr. 2022

Lara Prescott


Kindle Ausgabe


Aufbau Digital, 2019, 1. Auflage


14,99 EUR


ISBN: 978-3-8412-1808-7


448 Seiten


"... jenen kurzen Augenblick, in dem man das Gefühl hat, dass gleich die ganze Welt erwachen wird."


Über die Geschichte


Alles was wir sind erzählt die Geschichte des Buches Doktor Schiwago. Ein Stück Literaturgeschichte, das uns in die Zeit des Kalten Krieges zwischen der USA und der UdSSR zurückführt. Boris Pasternak schreibt an seinem epischen Roman, der in den Zeiten des Katen Krieges von allen Seiten als Waffe gegen die UdSSR und das politische Regime verstanden wird. Es verwundert also nicht, dass die westliche Welt ein großes Interesse daran hat dieses Buch nach Fertigstellung zu veröffentlichen und die UdSSR es mit allen Mitteln versucht zu verhindern. Der Roman ist Pasternaks Lebenswerk und verlangt ihm alles ab. Seine geliebte Olga Iwinskaja steht hinter Pasternak und hinter der Idee. Sie nimmt hierfür grausame Konsequenzen in Kauf und verbringt Jahre in einem Arbeitslager für Frauen. Nach drei Jahren kommt sie frei und setzt sich umso mehr für die Veröffentlichung des Romans ein - wieder im vollen Bewusstsein der Konsequenzen und in dem Wissen, dass die Veröffentlichung in der westlichen Welt nicht mehr zu stoppen ist.

Lara Prescott berichtet abwechselnd aus dem Westen und aus dem Osten. Sie lässt die Stimme und Entwicklung von Olga die Geschehnisse im Osten erzählen. Im Westen lernen wir die Stenotypistinnen und deren Leben in der CIA kennen, allen voran Irina, die aufgrund ihrer Herkunft in besonderer Weise mit dem Werk und den Geschehnissen im Osten verbunden ist. Und die in ihrer Ausbildung zur Spionin vor vielen persönlichen Herausforderungen steht.


Meine Meinung


Alles was wir sind ist ein aufwendig recherchierter Roman, der uns die Entstehungsgeschichte von Doktor Schiwago erzählt, gepaart mit einer fiktiven Spionagestory, die in einer überraschenden Liebesgeschichte endet. Es ist kein reiner Spionage-Thriller, was ich persönlich aber auch nicht erwartet habe. Auch geht es nicht inhaltlich um Doktor Schiwago oder um die Auswirkungen des Buches. Lara Prescott hat einen Roman über die Entstehungsgeschichte von Doktor Schiwago geschrieben und erzählt die Geschichten der Frauen, dessen Schicksal damit verbunden waren. Die, die sich versteckt dafür eingesetzt haben, dass das Buch veröffentlicht wird und seinen Weg in die UdSSR findet. Und die, die das Leben mit Pasternak teilten.

Es geht um Spionage, Propaganda, politische Regime und Frauenfeindlichkeit. Eine Reise in die Zeitgeschichte, die noch gar nicht so weit entfernt ist.

Durch die wechselnden Schauplätze und Erzählstimmen, bekommt man einen rundum Blick auf die Geschehnisse und der Perspektivenwechsel hilft, Roman und Zeitgeschichte zusammen zu führen.

Für mich persönlich fehlte die Entwicklung von Olga am Anfang der Geschichte. Nach den geschilderten Ereignissen im Arbeitslager habe ich damit gerechnet, dass der Charakter sich entsprechend neu positioniert und wir mehr darüber erfahren, was sie bewegt und antreibt. Auch zum Ende des Romans wird meiner Meinung nach der Stärke von Olga nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt.


Fazit


Ein sehr gelungener Debütroman, in dem man beim Lesen merkt wie viel Arbeit und Herz reingesteckt wurde. Lara Prescott wurde nach der Lara in Doktor Schiwago benannt und wollte unbedingt mehr zu seiner Entstehungsgeschichte erfahren. Jahrelang recherchierte sie und zeigt uns nun, wie viel Macht Literatur haben kann und wie wichtig und kostbar die Meinungsfreiheit und Demokratie ist.

Heutzutage sind es die kurzen Nachrichten und Tweeds, die für politische Meinungsbildung eingesetzt werden. Damals war es Literatur wie Doktor Schiwago.




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